Neue Waldweide im Biosphärengebiet Schwarzwald – ein historisches Projekt für Biodiversität und Kulturlandschaft
Nach über 100 Jahren wird auf Utzenfelder Gemarkung erstmals wieder eine moderne Waldweide eröffnet.
Ziegen beweiden dort nun eine Fläche, die früher als sogenannter „Hutewald“ genutzt wurde - eine Form der historischen Landnutzung, bei der Tiere regelmäßig in den Wald getrieben wurden. Die noch heute vorhandenen Weidbuchen zeugen von dieser Tradition und gelten als Hotspots der Biodiversität.
Ziel des Projekts ist es, halboffene, mosaikartige Landschaften zu schaffen, in denen lichter Wald und Offenland-Biotope ineinandergreifen. Die Beweidung soll den sogenannten Beschirmungsgrad des Waldes von etwa 80 auf rund 40 Prozent senken. Dadurch entstehen neue Strukturen, die den Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verbessern. Besonders geschützt ist die Fläche durch ihre Lage im Naturschutzgebiet Utzenfluh sowie im FFH-Gebiet Belchen.
„Die moderne Waldweide ist ein wertvoller Beitrag für den Natur- und Artenschutz“, so Oliver Bechberger vom Biosphärengebiet Schwarzwald. Die Beweidung mit Ziegen, die genügsam sind und mit wenig Wasser auskommen, ist ideal für die steilen und mageren Hänge in dieser Region.
Das Projekt wird durch das Sonderprogramm Biologische Vielfalt des Umweltministeriums Baden-Württemberg gefördert und von zahlreichen Partnern umgesetzt: Die Gemeinde Utzenfeld stellt die Flächen zur Verfügung, das Biosphärengebiet übernimmt Koordination und Fördermittelakquise. Unterstützt wird das Vorhaben von Forst- und Naturschutzbehörden, dem Landschaftserhaltungsverband Lörrach sowie dem örtlichen Revierförster Matthias Schmiederer. Bewirtschaftet wird die Fläche durch Vollerwerbslandwirt Klaus Wetzel.
„Der gemeinschaftliche Einsatz zeigt eindrucksvoll, wie erfolgreich regionale Zusammenarbeit für den Erhalt unserer Landschaft sein kann“, betont Bürgermeister Martin Wietzel. Das dreijährige Pilotprojekt soll wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden – mit dem Ziel, Waldweiden künftig auch an weiteren geeigneten Standorten zu etablieren.