Stau in unserem Ort - ein Stück Alltagsgeschichte
Wer heute durch unser Dorf geht oder fährt, kann sich kaum vorstellen, dass hier früher regelmäßig der Verkehr zum Erliegen kam - und das nicht etwa wegen Baustellen oder Ampeln. Nein, es waren Kühe, die morgens und abends das Geschehen bestimmten.
Bis zum Bau der Umgehungsstraße war es ganz normal: Gegen 7.30 Uhr öffneten sich die Stalltüren, und der Hirte übernahm das Vieh, um es hinaus auf die umliegenden Weiden zu treiben. Das dumpfe Klopfen der Hufe auf dem Asphalt, das helle Bimmeln der Glocken und auch das Signalhorn sowie das ruhige Rufen des Hirten prägten das morgendliche Dorfbild.
Am Abend, wenn sich der Tag neigte und die Schatten länger wurden, kehrte die Herde zurück. Gegen 19 Uhr füllte sich der Ort wieder mit dem vertrauten Klang der Tiere. Im Ort warteten die Bauern bereits, um ihre Kühe in Empfang zu nehmen und heim in die Ställe zu führen.
Doch mit dem wachsenden Verkehr auf der Bundesstraße 317, die damals mitten durch den Ort führte, wurde diese Idylle zunehmend zur Geduldsprobe für Autofahrer. 1967 zog man schließlich Konsequenzen: Der Hirte musste fortan die Tiere ins Oberdorf und ins Unterdorf bringen. So sollte die Straße möglichst rasch wieder freigegeben werden.
Heute kaum noch vorstellbar, welche Erleichterung die Inbetriebnahme der Umgehungsstraße Anfang der 1980er-Jahre mit sich brachte. Sie schenkte dem Ort nicht nur Ruhe, sondern auch ein Stück Freiheit zurück - und machte Platz für neue Geschichten.
Mit etwas wehmütigen Erinnerungen beim Betrachten des Bildes herzlichst Euer Bürgermeister Martin Wietzel.